Konzertpianist*innen kümmern sich jahrzehntelang nur um eines: um sich selber. Müssen sie auch, wollen sie im harten Konkurrenzkampf bestehen. Ich versetze mich dagegen als Klavierpädagoge seit über 30 Jahren in andere hinein und suche danach, wie ich das Klavierspielen am effektivsten vermitteln kann. Und genau das qualifiziert mich für diesen anspruchsvollen Beruf.
Ich habe als Zusatzstudium Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Kunstpädagogik auf meine musikalische Ausbildung draufgesetzt. Auch von daher ist mir die Pädagogik immer schon sehr nahe gewesen.
Was bedeutet für mich Pädagogik? Es bedeutet in-Beziehung-treten und beinhaltet die Arbeit an und mit dem Gegenüber. Pädagogik ist soziales Interagieren. Es beinhaltet Austausch und Vertrauen, ein Geben und Nehmen und ein hohes Maß an Verantwortung. Kurzum: Pädagogik ist die Fähigkeit des Begleitens.
Eine sinnvolle, sich immer wieder hinterfragende Pädagogik ist mir eine Herzensangelegenheit. Denn es gibt zu viele schlechte Vorbilder und längst überholte Unterrichtstraditionen, die unreflektiert weiter gegeben werden. Mit Strenge zu unterrichten, wie es wohl mein Großvater gemacht hat, geht schon sehr lange nicht mehr. Ebenso ist vieles an Verhaltens-Gebahren, wie es das musikalisch-künstlerisch orientierte Bildungsbürgertum um die Jahrhundertwende installiert hat, überholt.
Eigene uzählige Übe- und Unterrichtsstunden, viele Klavierlehrer*innen und Professoren, ihre Unterrichtsstile und -eigenarten, Konzerte und Vorspiele, 'Jugend Musiziert', Erfolge wie auch Schwierigkeiten in Form von Schmerzen, Übeblockaden und vieles mehr kenne ich aus eigener Erfahrung sehr gut. Alles ist mir präsent. Ich habe mich mit ihnen intensiv auseinandergesetzt und, wo nötig, nach Lösungen und Alternativen gesucht. Dies und noch viel mehr stellt heute den riesigen Werkzeugkasten dar, den ich interessierten Schüler*innen öffne.
"Jeder gute Musikpädagoge muss sich von dem Niveau, auf dem er sich künstlerisch befindet, herunterschrauben und sich auf das Niveau eines Beginners begeben können. Er muss wieder zum Anfänger werden, er muss versuchen, durch dessen Augen zu sehen. Deshalb begegne ich Schüler*innen nicht als Pianist, sondern als Eingeweihter, der an ihrer Seite steht und sie wissend auf dem Weg an die Hand nimmt."
Michael Köllner